Ursula Althof-Kruse
Fachärztin für Neurologie und Psychiatrie
‐ Psychotherapie ‐

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es ist die Musik der Seele

- aus Irland

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Winterdepressionen (Seasonal affective disorder)

Viele Menschen kennen gerade in der Herbst und Winterzeit depressive Verstimmungen - in Fachkreisen spricht man hier von saisonal affektiven Störungen. Oft werden Winterdepressionen als "gedrückte" Stimmung, Antriebslosigkeit, Schlafstörungen, Appetitmangel und Lustlosigkeit beschrieben. Aber auch Trauer, Angstzustände bis hin zu Panikattacken können als Symptome der Saisonal affektiven Störung (SAS) auftreten.
Das Auftreten von Winterdepressionen ist in nördlichen Breitengraden häfiger zu beobachten, so sind in Finnland rund 10% der Bevölkerung von ausgeprägten Winterdepressionen betroffen.

Je nach Ausprägung der Winterdepressionen handelt es sich um eine behandlungsbedürftige und ernstzunehmende Erkrankung, die im schlimmsten Falle sogar einer stationären Therapie bedarf.
In Untersuchungen wurde nachgewiesen, daß bei der Saisonal affective disorder eine erhöhte Suizid-Gefahr besteht, auch deshalb sollte diese Erkrankung ernst genommen werden.

Ursachen von Winterdepressionen

Die exakten Ursachen und Zusammenhänge bei Winterdepressionen sind noch nicht vollständig geklärt und Gegenstand der aktuellen Forschung. Als sicher angenommen werden kann ein Zusammenhang zwischen Lichtverhätnissen und dem Auftreten der Winterdepressionen. Als starkes Indiz hierfür spricht der gute Erfolg von Lichttherapie bei der Erkrankung.
Sicherlich spielt auch eine Störung des biologischen Tagesrhythmus als Ursache bzw. verstärkender Faktor eine Rolle.

Biologisch besteht ein Zusammenhang zwischen dem Serotoninspiegel, Melatoninstoffwechsel und der Anfälligkeit für saisonale affektive Störungen - diese konnten auch im Tierversuch nachgewiesen werden. (Serotonin ist ein wichtiger Botenstoff im Gehirn, ein Serotoninmangel wird immer wieder in Zusammenhang mit verschiedenen Erkrankungen wie Depressionen, bipolaren Störungen, Angststörungen und auch der Winterdepression gebracht.)

Selbsthilfe: Winterdepressionen behandeln und vorbeugen

Ausgehend von den Ursachen gibt es ein paar Dinge, die jeder, der für Winterdepressionen anfällig ist, oder bereits betroffen ist, beachten sollte.
Achten Sie auf einen geregelten Tagesablauf, gerade in der Winterzeit sollten Schichtwechsel wenn möglich vermieden werden. Halten Sie feste Schlafens- aber auch Aufstehzeiten ein.
Holen Sie sich möglichst viel Licht, nutzen Sie jede Möglichkeit, um natürliches Licht zu bekommen, verbringen Sie zum Beispiel die Zigarettenpause an der frischen Luft.
Sport, vor allem Frühsport wurde von vielen Betroffenen als erfolgreiche bzw. unterstützende Maßnahme beschrieben. Auch ein ausgiebiger Spaziergang, zum Beispiel am Wochenende, bringt frische Luft und Aktivität in den Organismus.
Johanniskraut als Medikament auf natürlicher Basis hat sich bei leichten Winterdepressionen ebenfalls als erfolgsversprechend bewährt.

Bei allen Maßnahmen achten Sie darauf, diese in einen möglichst natürlichen Tagesrhythmus zu integrieren, und nicht beispielsweise Abends um 22 Uhr in hellem Licht zu arbeiten, oder Abends Johanniskraut einzunehmen. Dies kann möglicherweise den Zustand sogar verschlechtern.

Diagnose und Therapie von Winterdepressionen

Wie bei allen Erkrankungen der Psyche ist es ratsam einen Facharzt aufzusuchen - er verfügt über die Ausbildung und Erfahrung um eine genaue Diagnose zu stellen und die richtige Therapie auszuwählen.
Je nach Ausprägung der Winterdepressionen wird Ihr Arzt darüber entscheiden, welche Maßnahmen erforderlich sind - in schweren Fällen ist die Behandlung mit speziellen Medikamenten möglich.
Als sehr erfolgreich hat sich die Behandlung mit Starklicht herausgestellt. Bei der Lichttherapie kommen dabei Lampen mit mehr als 2000 Lux Helligkeit zum Einsatz und sorgen so für einen Ausgleich des Lichtmangels, der die Winterdepression verursacht.
Die Lichttherapie leidet jedoch darunter, dass mindestens eine Stunde täglich die Beleuchtung angewendet werden muß und es dadurch zu einer langfristig schlechten Therapietreue des Patienten bedingt durch die damit verbundene Unbequemlichkeiten kommt.

Psychotherapie bei Winterdepressionen

Bei manchen Patienten wirken sich Winterdepressionen verschlechternd auf eine psychische Problematik, wie einer Traumatisierung oder Trauerzustände nach dem Verlust einer wichtigen Bezugsperson aus.
In diesen Fällen ist eine Psychotherapie zur Behandlung und Aufarbeitung der zu grunde liegenden Erkrankung ratsam.
In der Regel ist jedoch eine Psychotherapie bei Winterdepressionen nicht erforderlich, da es sich um ein organisches Problem handelt.

Medikamente gegen Winterdepressionen

Therapeutisch können moderne Antidepressiva eingesetzt werden, wie z.B. SSRIs, NARIs, SNRIs oder atypische Antidepressiva. (In den USA ist der selektive Noradrenalin-Dopamin-Wiederaufnahmehemmer (NDRI) Buproprion als einziges Antidepressivum für die Behandlung der Seasonal Affective Disorder, also Winterdepression, zugelassen. Seit April 2007 ist der Wirkstoff als Elontril auch in Deutschland für die Behandlung von Depressionen zugelassen.)
Unabhängig von der Schwere der Erkrankung kann bei einigen Patienten aber auch die Behandlung mit dem Johanniskraut Wirkstoff beachtliche Erfolge verzeichnen, so daß eine Therapie auf pflanzlicher Basis möglich ist.